Die chinesische Medizin betrachtet alle Einflüsse auf unseren Körper als Wirkkräfte, die uns stärken oder schwächen können. Dazu zählen neben den Einflüssen aus der Atmosphäre und unserer Umwelt insbesondere auch Kräuter und Nahrungsmittel. Auf welche Weise Nahrung in uns wirkt ist in der TCM sehr genau beschrieben. Im traditionellen China gilt der bei uns oft gehörte Satz „man ist was man isst“ noch fast wörtlich: Essen macht den Menschen gesund oder krank und jede Krankheit kann durch die geeignete Nahrung gebessert oder geheilt werden.
In der chinesischen Ernährungslehre (Diätetik) werden alle Nahrungsmittel anhand von drei Eigenschaften eingeteilt, nämlich ihrer Temperatur, ihrer Geschmacksrichtung und ihrem Wirkort im Körper. Temperatur meint hier nicht nur, ob ein Lebensmittel kalt oder warm verzehrt wird (was auch wichtig ist), sondern ob es den Körper wärmt oder abkühlt. Zusätzlich werden allen Nahrungsmitteln Yin- und Yang-fördernde Qualitäten zugeordnet, durch intensive Forschung in der westlichen Welt inzwischen auch unseren heimischen Nahrungsmitteln.
Die sechs Geschmäcker:
Geschmack Bezug zu Organ zum Element
salzig Nieren Wasser
bitter Herz Feuer
sauer Leber Holz
süß Milz Erde
scharf Lunge Metall
neutral harntreibend kein
Beispiel:
Fische und Meeresfrüchte gelten als salzig (auch wenn sie nicht salzig schmecken) und stärken die Nieren. Salzige Arzneipflanzen und Kräuter haben eine vergleichbare Wirkung. Salz selbst ist nur in der richtigen Menge gesund.
Süßes (nicht Zucker!) gehört zum Element Erde und nährt die Milz.
Um Einblick in die Komplexität der Gedanken der chinesischen Medizin zu bekommen, erlauben Sie mir folgende Ausführung:
Feuchte und deshalb befeuchtende Nahrungsmittel sind die mit süßem Geschmack und neutraler bzw. kühler Temperaturwirkung: Südfrüchte, Milch, Frischkäse, junger Gouda, Tofu, Tomaten, Gurken, Säfte, Wasser (ohne Kohlensäure). Der Mensch braucht auch befeuchtende Nahrung, die seine Säfte auffüllen und sein Yin aufbaut, aus dem seine körperliche Struktur hervorgeht. Obwohl befeuchtende Speisen eigentlich gesund sind, kann z.B. ein Zuviel an Milch dazu führen, dass unser Körper mit dem erheblichem Überschuss an Feuchtigkeit nicht fertig wird. Laut TCM hat eine starke Milz (pi) die Kraft und Wärme zum Trocknen und gleicht so Feuchtigkeit aus. Ist die Milz jedoch durch lange einseitige Ernährung geschwächt, so bleibt Feuchtigkeit übrig, wird verdichtet, und es entsteht Schleim, der den Körper verschlackt. Folgen können ein dauernder Fließschnupfen, schleimiger Husten oder eine Neigung zu Atemwegsinfekten, aber auch die Bildung von Knoten sein. Hier kann allein die Umstellung der Nahrung viel Gutes bewirken.
Die Traditionelle Chinesische Medizin gibt klare Verhaltensregeln bezüglich der Ernährung des einzelnen Kranken. Diese Empfehlungen gelten aber jeweils nur für diese Person allein, weil sie aufgrund einer chinesischen Diagnose der vorliegenden Krankheit gegeben wurden. Sie sind also auf keinen Fall auf andere Personen übertragbar.